Auf Werte bauen!

Auf Werte bauen!

INTERVIEW mit Dipl. Kfm. Klaus Rohletter – Vorstandsvorsitzender der Albert Weil Gruppe

„Erfolg ist kein Zufall“. Diesem Anspruch stellen sich der Unternehmer Klaus Rohletter und seine Mitarbeiter täglich mit dem Ziel, individuelle Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche der Kunden zu erkennen und jedes Bauvorhaben und jedes Projekt mit hoher Wichtigkeit und gleicher Sorgfalt anzugehen.

Wie dies so erfolgreich gelingt, verrät Herr Rohletter in diesem spannenden Interview, das Petra Lahnstein im Zuge der Arbeit an der neuen Unternehmensbroschüre mit ihm führte.

REDAKTION
„Auf Werte bauen!“ – Sie haben sich vor einiger Zeit entschieden, Ihren Unternehmensslogan zu verändern. Was war der Hintergrund dabei? 

ROHLETTER
Mit unserer Bauunternehmung verbinden wir nicht nur den Arbeitgeber, sondern auch bestimmte Werte bzw. Vorstellungen, die unser tägliches Miteinander prägen. Wir wollten diese gerne in Worte fassen und in Ruhe über unsere Unternehmenswerte sprechen – das war eine bewusste Entscheidung, die wir für uns getroffen hatten. 

REDAKTION
Unternehmenswerte fallen ja nicht einfach vom Himmel. Wie wurden die Unternehmenswerte entwickelt? Wer war beteiligt? Welche Ergebnisse gab es? 

ROHLETTER
Wir haben eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeitern der verschiedenen Unternehmensbereiche ins Leben gerufen – von der Baustelle bis zur Verwaltung. Die Impulse und der eigentliche Prozess liefen in unserem Haus ab und wurden durch einen externen projektverantwortlichen Coach unterstützt. Zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus allen Unternehmenseinheiten, unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlich langjähriger Firmenzugehörigkeit, haben in mehreren Treffen fünf Werte- Paare formuliert: Tradition und Innovation, Qualität und Anspruch, Verantwortung und Nachhaltigkeit, Respekt und Miteinander. In einem letzten Schritt haben wir alle Mitarbeiter in den Prozess involviert und wollten wissen, was genau sie unter diesen Wertepaaren verstehen bzw. wie diese aus ihrer Sicht gelebt werden oder gelebt werden sollten. Zusammengefasst haben wir das Resultat unserer gemeinsamen Arbeit in einem gesonderten Wertepapier. Unser neuer Leitspruch „Auf Werte bauen“ ist ein weiteres Ergebnis dieses Prozesses. 

REDAKTION
Wie gelingt es Ihnen, dass Unternehmenswerte nicht nur definiert werden und gerahmt an der Wand hängen, sondern tatsächlich gelebt werden? 

ROHLETTER
Gelebt werden unsere Werte ja nicht erst seit dem Projekt. Vielmehr sind es Vorstellungen, die unsere Mitarbeiter teilen und in der Grundidee bereits seit 70 Jahren, seit der Gründung durch Herrn Albert Weil, gewachsen sind. Wir verstellen uns an dieser Stelle nicht und es ist auch kein Gesetz, sondern ein Verhalten, das vorgelebt wird. Es ist aber sehr schön zu sehen, dass diese Werte gerne geteilt und an neue Kolleginnen und Kollegen weitergegeben werden. Denn am Ende sind und bleiben es unsere Mitarbeiter, die die Werte zum Leben erwecken. 

REDAKTION
Können Sie hierzu ein Beispiel benennen? 

ROHLETTER
Es gab vor kurzem einen Brandfall in der Familie eines Mitarbeiters: ein Auszubildender und seine Familie waren durch dieses Unglück sehr betroffen und sobald dies im Kollegenkreis bekannt war, kam zum einem der vorgesetzte Polier des Azubis auf die Geschäftsleitung zu und zum anderen haben sich auch die Mitarbeiter unabhängig davon überlegt, wie sie die Familie unterstützen können. Das sind für mich gelebte Werte! 

REDAKTION
Zeigt das nicht auch, dass Ihr Unternehmen bis heute ein Familienunternehmen ist, in dem sich die Mitarbeiter wie in einer Familie unterstützen? 

ROHLETTER
Absolut! Dass wir – trotz unserer dynamischen Unternehmensentwicklung – weiterhin ein familiär geprägtes Arbeitsklima pflegen, darauf sind wir sehr stolz. Jeder Mitarbeiter und auch dessen Familie, ist uns wichtig. Und als Familie steht man zusammen und versucht, sich auch in herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Ganz gleich, ob es dienstliche oder private Themen sind: Wir haben stets ein offenes Ohr für die Belange, die unsere Mitarbeiter an uns herantragen. Nicht, weil wir es „müssen“, sondern weil es uns am Herzen liegt und wir es MÖCHTEN. Was wir tun können, bieten wir an. Wir unterstützen, wo es nötig ist. 

REDAKTION
Ihr guter Ruf als soziales und engagiertes Unternehmen eilt Ihnen seit Jahren voraus. Müssen Sie sich über Mitarbeiterwohlbefinden und Kulturwandel im Rahmen der Digitalisierung überhaupt Gedanken machen? 

ROHLETTER
Auch das ist eine gute Frage! Aber ja, natürlich wollen und müssen wir das. Die Pflege der Unternehmenskultur ist – genau wie die Digitalisierung an sich – eine dauerhafte Herausforderung, die gepflegt und für die immer wieder sensibilisiert werden muss. Es ist eine Verpflichtung, diese auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Dazu gehören neben den Unternehmenswerten auch eine offene und ehrliche Kommunikation – innerhalb des Unternehmens, aber auch nach außen. Auch und gerade dann, wenn es schwierig wird oder Herausforderungen bestehen. 

REDAKTION
Die eigenen Werte zu kennen, hilft bekanntlich dabei, bessere Entscheidungen zu treffen. Nutzen Sie dies für unternehmerische Entscheidungen? 

ROHLETTER
Natürlich. Unsere Wertevorstellungen sind gewissermaßen unser Kompass, der unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Seine Werte zu kennen und diese vor Augen zu haben, ist aus meiner Sicht definitiv ein Gewinn. 

REDAKTION
Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem Sie sich aufgrund Ihrer Unternehmenswerte gegen ein Projekt oder gegen einen Auftrag entschieden haben?

ROHLETTER
Das ist noch gar nicht so lange her, da haben wir in unserem Strategischen Dialog mit dem Vorstand beschlossen, einen Großauftrag abzulehnen, der rund 300 Kilometer von unserem Standort entfernt war, weil wir nicht dazu bereit sind, dass unsere Mitarbeiter nach Feierabend nicht wieder zuhause bei ihren Familien sein können. Ein Punkt, der uns aber sehr wichtig ist und in dem Werte-Paar Verantwortung & Nachhaltigkeit Ausdruck findet. 

REDAKTION 
Welche anderen Entscheidungen oder Handlungen sind beispielhaft für gelebte Unternehmenswerte? 

ROHLETTER
Bei uns stehen die Mitarbeiter im Fokus. Jeder Einzelne – vom Azubi bis zum Vorstandskollegen – wird wertgeschätzt und ernst genommen. Jede Idee zählt! Vor einiger Zeit hatte ein Polier eine Idee, die er an uns herangetragen hat. Wir haben das gerne geprüft. Was könnte wertvoller sein als Input und Feedback unserer Mitarbeiter? Bei der Prüfung haben wir festgestellt, dass das vielmehr war als nur eine kleine Idee, im Grunde genommen war es eine richtige Erfindung. Wir haben uns dann im Team zusammengesetzt und überlegt: Was können wir daraus machen und wie können wir es im Unternehmen und im Sinne der Mitarbeiter einsetzen? Eine Haltung und Vorgehensweise, die für gelebte Innovation steht! 

REDAKTION
Gibt es weitere, zukunftsgerichtete Entscheidungen, die auf Ihren Unternehmenswerten basieren? 

ROHLETTER
Ein Beispiel möchte ich noch nennen – und das hebt uns als Familienunternehmen vielleicht von großen Konzernen ab. In einem mittelständischen, inhabergeführten Unternehmen, unterliegen wir nicht dem Druck zu einem Zeitpunkt X ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, als Vorstand dafür zu sorgen, dass man dauerhaft gute Ergebnisse und Erfolg ermöglicht. Daher denken wir nicht in Jahreszielen, sondern langfristig – über ein Jahrzehnt oder länger. Da muss man auch einmal den Mut und Vertrauen haben, neue, ungewohnte und große Entscheidungen zu treffen. Solch ein strategischer Schritt für die nächsten Jahrzehnte war zum Beispiel der Erwerb des Kieswerks in Niederzeuzheim. Es ist das erste Mal, dass die Bauunternehmung ein eigenes Kieswerk erworben hat – aber es ist nicht zuletzt eine Antwort auf die Frage, wie das Unternehmen auch in den nächsten Jahrzehnten ein zukunftssicherer Arbeitgeber in der Region bleiben kann. 

REDAKTION
Welche Werte liegen Ihnen privat besonders am Herzen? Und was tun Sie, um diese leben zu können? 

ROHLETTER
Respekt und Miteinander zählen – neben vielen weiteren – zu den Werten, die mir besonders wichtig sind. Meinem Gegenüber mit Respekt und Anstand zu begegnen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Mein Verständnis von Wertschätzung ist, zunächst anderen Menschen für deren Engagement und Leistung entgegenzubringen, bevor ich Wertschätzung für mein eigenes Handeln reklamiere. 

www.albertweil.de

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Bildrechte: Albert Weil AG

Führen - nicht schauspielen

Führen - nicht schauspielen

Petra Lahnstein im Interview über die Notwendigkeit besserer Kommunikation am Arbeitsplatz

Auch wer schweigt, kommuniziert

REDAKTION
„Man kann nicht nicht kommunizieren!“ – Dieser Satz von Paul Watzlawick ist sehr berühmt – ist er aus Ihrer Sicht auch wahr?

LAHNSTEIN
Absolut! Wir alle kommunizieren – ununterbrochen, auch und gerade auf der Arbeit: Teams, die in Meetings über die nächsten Projektschritte sprechen, Mitarbeiter, die sich über Kollaborationstools austauschen, Kollegen, die auf dem Flur lästern, ein Mitarbeiter, der im Personalgespräch schweigt und auf den Boden starrt, der Chef, der zustimmend nickt, ohne etwas zu sagen, ein Kollege, der beim Telefonieren genervt die Augen verdreht, ein Mann, der im Meeting nicht den Vortragenden oder die Kollegen anschaut, sondern auf seinem Handy herum tippt oder die Frau, die eine tolle Idee hat, sie aber nicht laut äußert, sondern stattdessen mit sich selbst einen inneren Dialog führt, ob sie es nun sagen soll oder nicht.

Manchmal sprechen wir Dinge laut aus, manchmal nicht. Wenn wir etwas nicht sagen, dann zeigen wir mit unserem Verhalten und unserer Körpersprache, was wir denken oder sagen wollen – aber oftmals gelingt es uns auch, die eigenen echten Gefühle und Gedanken zu verbergen.
Dennoch: Kommuniziert wird auch und gerade beim Schweigen immer! 

Gute Kommunikation – der Erfolgsfaktor in Unternehmen

REDAKTION
„Wohlbefinden hat aus Ihrer Sicht viel mit Kommunikation zu tun – können Sie uns das näher erläutern?“

LAHNSTEIN
Kommunikation ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Faktoren in Unternehmen:

  • Für Wohlbefinden
  • Für Wachstum
  • Für Innovation
  • Für Kulturwandel
  • Für Digitalisierung

Unzufriedenheit durch Kommunikationsprobleme

REDAKTION
Sie haben einmal gesagt, dass fast immer eine nicht zufriedenstellende Kommunikation mit im Spiel ist, wenn ein oder mehrere Mitarbeiter unzufrieden sind und sich nicht wohlfühlen. Können Sie uns das anhand eines Beispiels erläutern?

LAHNSTEIN
Wenn keine ehrliche und echte Kommunikation möglich ist, fühlen sich Menschen unwohl, melden sich Mitarbeiter krank, nach einer Weile machen sie nur Dienst nach Vorschrift, oder verlassen sogar das Unternehmen. Um diesen direkten Zusammenhang zu sehen, muss man weder Psychologe noch Wahrsager sein. Trotzdem kommunizieren Kollegen und Vorgesetzte jeden Tag aneinander vorbei, oftmals ohne es zu merken.

Beispiel
Ein Mitarbeiter fühlt sich unwohl, weil sein Vorgesetzter ihm wenig Vertrauen entgegen bringt und ihm nur wenig Handlungsbefugnis erteilt. Im halbjährlichen Personalgespräch lobt der Chef den Angestellten dafür, dass er seine Arbeit stets so ausführt wie er es ihm vorgibt. Der Mitarbeiter schweigt und lächelt verhalten. Innerlich explodieren seine Gedanken und Gefühle. Schließlich nimmt er all seinen Mut zusammen, um seinem Chef endlich zu sagen, dass er nicht studiert hat, um stupide Anweisungen abzuarbeiten. „Ich habe da eine Projektidee entwickelt, die ich gerne in Eigenregie weiterentwickeln und umsetzen möchte“, äußert er leise. „Das erwarte ich gar nicht von Ihnen – das Leitungsteam hat noch so viele Projekte in der Pipeline, die können sie in den nächsten Jahren gar nicht alle abarbeiten“, entgegnet der Vorgesetzte lächelnd und fügt hinzu: „Was halten Sie von einer Gehaltserhöhung?“ Der Mitarbeiter schweigt, auch wenn er das Geld gut gebrauchen kann, fällt es ihm schwer zu lächeln. Als der Chef von einem externen Berater nach der Zufriedenheit dieses Mitarbeiters gefragt wird, sagt er: „Alles bestens! Erst vor kurzem habe ich ein gutes Gespräch mit ihm geführt und ihm für die tolle Zusammenarbeit eine Gehaltserhöhung gegeben!“ Als der Mitarbeiter nur wenige Wochen nach dem Personalgespräch kündigt, ist der Chef völlig überrascht.

REDAKTION
Dann reden viele aneinander vorbei?

LAHNSTEIN
Das ist nur ein klassisches Beispiel für eine unbefriedigende Form der Kommunikation. Davon gibt es viele: Aneinander vorbei reden, jede weitere Kommunikation zunichtemachende Killerphrasen benutzen, nicht wirklich miteinander reden, sondern nur das sagen, was man zu sagen hat, destruktive Kommunikation, passive Kommunikation – die Liste ist riesig. Zu jeder Form könnte man einen ganzen Artikel schreiben.

Kommunikation zum Wohlfühlen

REDAKTION
Wie muss Kommunikation sein, damit Mitarbeiter, Vorgesetzte und Teams sich wohlfühlen

LAHNSTEIN
Echt, ehrlich, einladend, engagiert, emotional, empathisch, ermutigend!
Im Zuge der Entwicklung des Wohlbefindens-Training habe ich das 7E-Prinzip der Kommunikation
entwickelt. Aus meiner Sicht ist Kommunikation der Kern der Zusammenarbeit – der wichtigste Aspekt für einen angestrebten Kulturwandel.
 

Wer Theater spielen will, sollte Schauspieler und nicht Führungskraft werden!

REDAKTION
Gibt es Dinge, die Sie in Unternehmen rund um das Thema Kommunikation besonders aufregen?

LAHNSTEIN
„Das alles ist ein großes Theaterspiel – such dir eine Rolle aus!“ Diesen Satz habe ich in Unternehmen so oft gehört wie „Jetzt werden Sie nicht emotional!“
Zwei No-Go-Sätze, für die man jeden Vorgesetzten abmahnen sollte!
Wer Theater spielen will, sollte Schauspieler und nicht Führungskraft werden! Wer Angst vor den Gefühlen seiner Mitarbeiter hat, wird keine gute, ehrliche und echte Beziehung zu ihnen aufbauen können. Kommunikation und Emotion sind ganz eng miteinander verwoben. Nur wer beides beherrscht, kann Wohlbefinden am Arbeitsplatz erzeugen.

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach