ICH BIN DANN MAL IM FLOW

ICH BIN DANN MAL IM FLOW

Wie Sie Stress abbauen, neue Motivation finden und alles um sich herum vergessen

Wann haben Sie das letzte Mal etwas gemacht, bei dem Sie alles um sich herum vergessen haben? Etwas, das Ihnen scheinbar mühelos gelang, sie aber dennoch gefordert hat.
Eine Tätigkeit, auf die Sie sich konzentriert und dabei höchste Freude empfunden haben.
Etwas, bei dem Sie nicht nur Raum und Zeit, sondern auch ihre Sorgen völlig vergessen konnten. Etwas, von dem Sie wussten, dass Sie dafür weder Geld, noch Anerkennung bekommen würden. Sie haben es einfach getan, weil Sie es tun wollten und sich dabei großartig gefühlt.
Willkommen in der Welt des FLOWS! Einer Welt, die das Leben lebenswerter und glücklicher macht.

„Wenn ich tanze, vergesse ich alles um mich herum. Ich konzentriere mich auf mich, auf meinen Partner, auf die Musik, den Raum und meinen Körper. Es geht es um das Hier und Jetzt, um den Moment, das berauschende Gefühl, ganz bei der Sache zu sein und dabei, Zeit und Raum zu vergessen!“
Melanie C., 38, Tänzerin

Der Flow ist Lob genug
Ein Mensch, der im Flow ist, benötigt kein Lob von außen, weil er das Gefühl hat, dass die Aktivität an sich eine Belohnung ist. Wer in einen Flow gerät, macht diese Tätigkeit in der Regel aus eigenem Antrieb, aus sich selbst heraus und nur für sich selbst – man spricht auch von Intrinsischer Motivation.

Herausforderung ohne zu überfordern
Wichtig ist, dass die Tätigkeit herausfordernd ist aber weder überfordert noch unterfordert und man die eigenen Fähigkeiten dabei erweitert. Nur dann befindet man sich im sogenannten Flow-Kanal und ist ideal vor Stress, Langeweile, Depression und Gleichgültigkeit geschützt.

Warum es so gut tut
Wer einmal im Flow war, will es immer wieder sein. Denn im Flow-Zustand entstehen gute Gefühle wie Freude, Hochstimmung, Stärke, Zufriedenheit und Entspannung. In zahlreichen Interviews berichteten die Befragten unabhängig von der Art der Tätigkeit von einer starken Konzentration und Fokussierung und dem Gefühl, die eigene Handlung beherrschen und erfolgreich sein zu können (Handhabbarkeit). Eine Veränderung des Zeiterlebens sorgt darüber hinaus dafür, dass plötzlich Stunden in scheinbaren Minuten vergehen und man unter Umständen sogar Essen und Trinken völlig vergisst.
Menschen im Flow sind im Hier und Jetzt, reflektieren ihre Tätigkeit nicht mehr, sondern verschmelzen mit ihr und gehen völlig in ihr auf.

Lust auf Leistung
Auch nach dem Flow sind die positiven Eigenschaften noch spürbar: So wirken Flow-Erlebnisse auch im Nachhinein motivierend, belebend und führen zu langanhaltender Freude. Erfreulich ist außerdem, dass Menschen, die einen Flow erlebt haben, sich gerne erneut neuen herausfordernden Aufgaben stellen. Nicht zuletzt deshalb empfiehlt es sich auch und gerade im beruflichen Kontext Flow-Erlebnisse zu ermöglichen.

„Flow tritt dann ein, wenn Anforderungen und Fähigkeiten auf einem hohen Niveau liegen und Menschen die Möglichkeit haben Fähigkeiten zu erweitern.“
Mihaly Csikszentmihalyi, Glücksforscher

Glück ist Flow
Im Flow lebt es sich am gesündesten: Experten gehen davon aus, dass sich Flow-Erlebnisse wohltuend auf unsere Psyche und allgemeine Zufriedenheit auswirken. Natürlich kann man nicht dauerhaft im Flow sein, dennoch tun wir gut daran, uns immer wieder Herausforderungen zu suchen, die wir meistern wollen und können.
Studien haben ergeben, dass Flow-Erlebnisse nicht zuletzt als Burnout- und Bore-Out-Prophylaxe verstanden werden können. Denn wer Freude hat an den Dingen, die er aus Eigenmotivation tut und sich dabei weder gestresst noch gelangweilt fühlt, wird seltener in eine Depression verfallen.

„Flow bezeichnet einen Zustand des Glücksgefühls, in den Menschen geraten, wenn sie gänzlich in einer Beschäftigung »aufgehen«. Entgegen ersten Erwartungen erreichen wir diesen Zustand nahezu euphorischer Stimmung meistens nicht beim Nichtstun oder im Urlaub, sondern wenn wir uns intensiv der Arbeit oder einer schwierigen Aufgabe widmen.“
Mihaly Csikszentmihalyi

Flow erleben – So geht‘s
Zwar lassen sich Flow-Erlebnisse nicht erzwingen, aber man kann sie begünstigen, in dem man optimale Voraussetzungen dafür schafft.

Tipps
Überlegen Sie sich, was Sie tun wollen und welche Herausforderung Sie meistern möchten.
Setzen Sie sich klare und naheliegende Ziele, bei denen während und nach des Flows unmittelbare Teilerfolge sichtbar, spürbar, hörbar werden.
Bauen Sie keinen unnötigen Druck auf, denken Sie daran: Der Weg ist das Ziel!
Suchen Sie sich eine Herausforderung, die Sie meistern können, ohne sich zu überfordern.
Schaffen Sie sich eine gute Umgebung in Bezug auf Raum, Platz, Materialien, Licht, Temperatur etc.
Minimieren Sie Unterbrechungen (Handy ausschalten, Bitte-nicht-stören-Schild etc.).
Planen Sie genug Zeit ein (ein Flow dauert gerne länger als man denkt).
Stimmen Sie Ihre Flow-Erlebnisse mit Ihren eigenen Fähigkeiten und Charakterstärken ab (Sorgen Sie dafür, dass Sie etwas tun, dass Sie gut können und gerne machen)
Seien Sie offen, neugierig und aufmerksam, um neue Ideen für neue Flow-Erlebnisse zu entdecken

„Ich mag es, wenn eine Aufgabe komplex ist und sie mich so fordert, dass ich dabei komplett in die Anforderung eintauche bis sie gelöst ist.“
Sven S, 42

Gute Flowtätigkeiten
Das regelmäßige Training in einer bestimmten Sportart, das Einüben eines Musikstücks auf einem Instrument, das Erschaffen eines Kunstwerks, eines Möbelstücks oder einer Dekoration, das Schreiben einer Geschichte oder eines Buches, strategische Denkaufgaben- und Spiele, die Vorbereitung eines Workshops und vieles mehr. Jeder Mensch hat andere Präferenzen und Möglichkeiten, um in einen Flow zu kommen.
In unserer Bilder-Strecke möchten wir Ihnen einige Sportarten, Hobbies und Tätigkeiten vorstellen. Wer weiß, vielleicht entdecken Sie ja eine neue spannende Herausforderung für sich? Dann viel Spaß im FLOW!

„Die weltweit am häufigsten genannte flow-bewirkende Aktivität ist das Lesen eines guten Buches: Der Leser vertieft sich so in die handelnden Personen und ihre Schicksale, dass er sich selbst darüber vergisst.“
Mihaly Csikszentmihalyi

Was ist Flow?
Flow bezeichnet einen Zustand des Glücksgefühls, in den Menschen geraten, wenn sie gänzlich in einer Beschäftigung »aufgehen«. Entgegen ersten Erwartungen erreichen wir diesen Zustand nahezu euphorischer Stimmung meistens nicht beim Nichtstun oder im Urlaub, sondern wenn wir uns intensiv der Arbeit oder einer schwierigen Aufgabe widmen.

Wissenschaftlicher Hintergrund
Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi hat den FLOW-Begriff geprägt. Er beobachtete unter anderem Extremsportler und Künstler, bei denen in diesem mentalen Zustand offensichtlich das Fühlen, das Wollen und das Denken in völliger Übereinstimmung waren. Dabei entdeckten er und sein wissenschaftliches Team sogar, dass manch ein Künstler zwar während der Schaffensphase voll in seiner Arbeit aufging und dabei große Freude empfand, aber dem Objekt unmittelbar nach Fertigstellung kaum noch Beachtung schenkte.

Literaturtipp

Flow – Das Geheimnis des Glücks, Mihaly Csikszentmihalyi, Klett-Cotta Verlag

 

Bildquelle: @Depositphotos.com – Kzenon

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im TOP Magazin Koblenz. 

Ich schreibe doch kein Tagebuch!  

Ich schreibe doch kein Tagebuch!  

Gefühle und Gedanken in Worte fassen, Situationen reflektieren und mehr Klarheit über sich selbst, die eigenen Werte und Ziele bekommen – Journaling ist beliebter denn je und hat mit dem klassischen Tagebuch schreiben nur wenig zu tun. Stattdessen versprechen Experten all jenen, die sich auf diese Weise regelmäßig mit sich selbst auseinandersetzen, ein bewussteres und erfüllteres Leben, weniger Stress und bessere Entscheidungen.

EINE INVESTITION IN SICH SELBST
Tagebuch schreiben war gestern – wer sich ein Notizbuch, ein Journal oder eine lose Sammlung von Blättern anlegt und sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzt, darf sich auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit freuen. Denn beim gezielten Aufschreiben von Wünschen, Zielen und Gefühlen, lernt man sich selbst besser kennen. Man setzt sich mit den eigenen Gedanken auseinander, kann sie besser ordnen, reflektieren und schließlich verarbeiten.

STRESS ABBAUEN
Dadurch kommt man nicht nur zur Ruhe und sorgt durch mehr Ordnung im Kopf auch für seine geistige Gesundheit, man baut auch gezielt Stress ab, so das Ergebnis einer Studie. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen zu Papier und Stift greifen, um die eigenen Emotionen besser zu verstehen und zu einer Art innerem Frieden zu gelangen.

MOTIVATIONSKICK
Wem es gelingt, seine Gedanken nicht nur aufzuschreiben, sondern sie durch die neuen Selbsterkenntnisse  auch bewusst in eine positive Richtung zu lenken, darf sich auf angenehme Gefühle bis hin zu einem echten Motivationskick freuen. Journalschreiber berichten von mehr Zufriedenheit, einer Verbesserung des Wohlbefindens bis hin zu  echtem Glücksempfinden.

BESSER ENTSCHEIDEN
Auch wer eine schwierige Entscheidung zu treffen hat oder sich mit anstehenden Veränderungen schwer tut, tut gut daran, seine Gedanken zu Papier zu bringen. Neben Selbsterkenntnis, darf der Journalschreiber auf mentale Klarheit und dadurch auf mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen hoffen. Experten gehen davon aus, dass durch Journaling auch schwierige Lebensphasen besser bewältigt werden können.

JOURNALING – SO GEHT‘S
Ein Notizbuch, ein paar leere Blätter, ein Schreibprogramm auf dem PC oder Smartphone und schon kann es losgehen. Sie haben gelesen, dass es verschiedene Formen des Journalings gibt und sind noch unsicher, welche am besten zu Ihnen passt? Keine Sorge! Sie finden es heraus, sobald Sie loslegen.

EINEN ANFANG FINDEN
Während die einen sofort mühelos loslegen, sobald sie ein leeres Blatt Papier vor sich liegen haben, fällt es anderen schwer, einen Anfang zu finden. Das Gute ist: Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Sie können in ihrem ganz persönlichen Journal nichts falsch machen.
Sie kämpfen seit Tagen mit einem schwerwiegenden Problem und finden keine Lösung? Dann notieren Sie es und schreiben einfach alles auf, was Ihnen gerade dazu in den Kopf kommt. Überlegen Sie nicht lange, lassen Sie es einfach aus sich herausfließen. In der Methodik des sogenannten Freien Schreibens, wird empfohlen, den Stift für sieben Minuten nicht abzusetzen, um ungefilterte Gedanken zu formulieren. Gedanken, die Sie so vielleicht noch nie gedacht oder sich nie erlaubt haben. Jetzt ist die richtige Zeit dafür!
Vielleicht gibt es aber gerade kein dringendes Problem, das bewältigt werden muss – dann starten Sie einfach mit einer kleinen Bestandsaufnahme und beschreiben Sie, wo Sie gerade sind und wie Sie sich gerade fühlen.

FRAGEN STELLEN
Ein Journal ist kein Tagebuch und daher ist es auch wenig hilfreich, das Erlebte 1:1 wiederzugeben. Gleichwohl dreht sich in einem Journal alles um das eigene Leben, die eigenen Gefühle und Gedanken. Eine bewährte Methode ist es, sich selbst Fragen zu stellen. Dabei ist es frei, ob Sie sich stets dieselben Fragen oder immer wieder neue Fragen stellen möchten. Fragen sind ein optimaler Türöffner zu unserer Gedanken- und Gefühlswelt, sie helfen uns blinde Flecken zu entdecken und neue Perspektiven einzunehmen. Bewährt haben sich Fragen wie:

• Was beschäftigt mich?
• Wo ist meine Energie heute hingegangen?
• Für was bin ich dankbar?
• Was möchte ich verstärken?
• Was gibt es zu entscheiden?
• Welche Aussage eines Anderen hat mich heute beflügelt, welche verletzt?

Wer sich einen konkreten Lebensbereich anschauen möchte, kann sich noch konkretere Fragen stellen. Für den Bereich Beruf zum Beispiel: „Was gefällt mir gut an meiner Arbeit? In welchem Bereich möchte ich mich weiterentwickeln? Was möchte ich künftig tun, um ein besseres Verhältnis zu einem Kollegen zu bekommen? Was werde ich diese Woche tun, um mich noch wohler in meinem Beruf zu fühlen?“ Im Bereich Gesundheit könnten die Fragen so lauten: „Was habe ich diese Woche für meinen Körper getan? Habe ich mich gesund ernährt? Was möchte ich nächste Woche für meine geistige und körperliche Gesundheit tun?“
Auch in den Bereichen Freundschaft & Kontakte, Paarbeziehung, Familie, Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentwicklung, Liebe & Anerkennung, Genuss & Eros, Gesellschaftliches und politisches Engagement, Wohnen, Zeit in der Natur, Kultur& Reisen etc. sind vielerlei Fragen möglich.
Tipp: Wem es zu mühsam ist, sich eigene Fragen auszudenken, kann auch eines der vielen vorgefertigten Journalbücher kaufen und diese einfach ausfüllen.

SATZANFÄNGE VERVOLLSTÄNDIGEN
Eine weitere beliebte Methode ist das Ergänzen von Satzanfängen. Weil unser Gehirn diese Anfänge gerne vervollständigen will, kann Unbewusstes leichter an die Oberfläche gelangen. Satzanfänge können beispielsweise sein:

• Ich fühle mich …
• Ich brauche …
• Ich bin dankbar für …
• Ich lasse los …
• Ich fokussiere mich …

INSPIRIERENDE ZITATE
Sie mögen Zitate, Sprüche und inspirierende Texte, die Sie in Büchern, Zeitschriften und Social Media entdecken? Dann können Sie auch diese zum Anlass nehmen, um ins Schreiben zu kommen.
Warum gefällt Ihnen dieses Zitat? Warum finden Sie diesen Spruch für eine bestimmte Situation so treffend? Welchen Argumenten des Autors würden Sie sich anschließen wollen?
Selbstverständlich ist es auch erlaubt, diese Inspirationen auszuschneiden und einzukleben in Ihr persönliches Journal.

GEDANKEN FLIESSEN LASSEN
Sie möchten einfach schreiben, ohne lange nachzudenken? Auch dafür eignet sich das Journaling bestens. Schreiben Sie jeden Gedanken auf, der Ihnen in den Sinn kommt. Selbst wenn er noch so außergewöhnlich, so verrückt oder außerhalb der gesellschaftlichen Normen ist. Das Journal ist Ihr persönlicher Freund, Ihre Zufluchtsmöglichkeit, um all diese Gedanken zu sortieren. Wenn Sie Sorgen haben, dass diese Gedanken doch jemand lesen könnte, dann suchen Sie sich einen guten, möglichst abschließbaren Ort für Ihr Journal oder vergeben Sie ihrem Online-Journal ein Passwort. Sie schreiben auf einzelnen Blättern? Dann zerreißen, entsorgen oder verbrennen Sie sie anschließend. In der Regel benötigen Sie das Aufgeschriebene nicht mehr zwingend, denn bereits der Prozess des Schreibens sortiert, hilft und setzt Denkprozesse in Gang.

DANKBAR SEIN
Auch wer kein klassisches Dankbarkeits-Tagebuch führen möchte, tut gut daran, dem Aspekt Dankbarkeit einen festen Platz einzuräumen. Denn wer sich neben seinen Sorgen, Ängsten und schwierigen Herausforderungen damit beschäftigt, wofür er jeden Tag dankbar ist, kann seine Sichtweise ins Positive lenken und lernt, das Leben mehr zu schätzen.

WISSENSCHAFTLICHER HINTERGRUND
Bereits in den 1960er Jahren setzte der amerikanische Psychologe Ira Progoff Journaling in Form eines sogenannten Intensiv-Tagebuchs als Methode ein, um Menschen mit einem Traumata bei dessen Bewältigung zu unterstützen. Seit den 1970er Jahren finden verschiedene Methoden der Schreibtherapie Anwendung in psychotherapeutischer Behandlung. Mit der steigenden Bekanntheit der Positiven Psychologie (seit den 1990er Jahren), findet Journaling immer mehr Zuspruch im Feld der privaten Persönlichkeitsentwicklung. Kein Wunder, so zeigen Studien, dass Menschen, die regelmäßig ein Journal führen, weniger anfällig sind für Depressionen. Mögliche Formen von Nervosität sinken, die Menschen sind klarer und fokussierter und treffen bessere Entscheidungen. Auch bessere Laune und mehr Zufriedenheit wird dem Journaling zugesprochen.

VERSCHIEDENE JOURNAL-FORMEN

Dankbarkeitsjournal
Im Dankbarkeitsjournal geht es darum, seinen Blick auf mehr Dankbarkeit zu richten. Mögliche Fragen sind: „Wofür bin ich dankbar – in meinem Leben, in meinen Freundschaften, in meiner Beziehung, in meinem Beruf? etc.“

Morgenseiten / Abendseiten
Am Morgen werden zum Beispiel die stets gleichen Fragen beantwortet wie: „Habe ich gut geschlafen? Was erwartet mich heute? Bei wem möchte ich mich heute melden? Auf was freue ich mich besonders?“. Am Abend können Sie Antworten finden auf die Fragen: „Für was bin ich heute dankbar?, Was konnte ich heute erledigen, was ist noch offen? Welche Glücksmomente habe ich erlebt?“

Erfolgsjournal
In einem Erfolgsjournal fokussiert man sich auf Dinge, die man erreichen möchte. Sie können konkrete Ziele und Teilziele formulieren, deren Zwischenschritte dokumentieren, Unterstützer notieren oder neue Wege, um die angestrebten Ziele zu erreichen. So coacht und berät man sich selbst – das Journal wird zu einem Erfolgsjournal, indem auch die Frage erlaubt ist: „Worauf bin ich stolz?“

Bullet Journal
Statt zusammenhängendem Fließtext, können auch Bulletpoints zum Einsatz kommen. Dies unterstützt nicht nur Schreibmuffeln, die Aufzählungen können auch vom Auge leichter erfasst werden. Gerne wird das Bullet Journal auch zum Planen und Strukturieren von Aufgaben genutzt.

Freies Schreiben / Gedankenfluss
Beim freien Schreiben, werden alle Gedanken einfach herunter geschrieben. Es gibt keine Vorgabe, mit Ausnahme der Empfehlung, den Stift nicht abzusetzen, um an möglichst Ungefiltertes heranzukommen. Auch Belastendes kann man sich bei dieser Form gut von der Seele schreiben.

Dream Journal
Wer viel träumt, kann seine Träume am Morgen verschriftlichen und neue Erkenntnisse und Zusammenhänge finden. Wer möchte, kann auch Experten in Sachen Traumdeutung hinzuziehen.

Das 5 – Minuten Journal
Jeden Tag nur fünf Minuten Zeit – Das 5 Minuten Journal ist eine beliebte Form des Journalings, bei dem man sich jeden Tag auf das Positive, das Gelingende konzentriert.

Der Wochenrückblick
Wer nicht jeden Tag zu Papier und Stift greifen möchte, kann sich auch gezielt am Ende einer Woche Zeit nehmen für einen Wochenrückblick.

Selbstfreundschaftsbuch
Was mag ich an mir? Was finde ich schön? Warum bin ich wertvoll? Ein Selbstfreundschaftsjournal sorgt für mehr Selbstakzeptanz und Selbstliebe und kann das Selbstwertgefühl steigern.

Mischformen
Ein Journal ist so besonders wie der Mensch, der darin schreibt. Nutzen Sie Mischformen, testen Sie aus, was Ihnen besonders liegt und freuen Sie sich auf Ihren ganz persönlichen wertvollen Begleiter und Ratgeber.

Zuerst erschienen im TOP Magazin Koblenz.

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Bildquelle: ©Depositphotos – Rawpixel

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Im Oktober 2020 hat die Bundesregierung die „Offensive Psychische Gesundheit“ gestartet, um psychischen Belastungen am Arbeitsplatz mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zu schenken. Die eindeutige Empfehlung ist, die betriebliche Ausgangssituation zu beurteilen, sogenannte Gefährdungsbeurteilungen zu erarbeiten und gegebenenfalls aktiv etwas für das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter zu tun.

Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht! Komplexere Job-Anforderungen, die Digitalisierung und mit ihr einhergehende Veränderungsprozesse, ein größerer Wettbewerbsdruck, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Generationen und deren Werte- und Job-Vorstellungen, höhere Lebenshaltungskosten und zusätzliche Belastungen durch Krisen und Pandemien – die Ursachen für die seit Jahren steigenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig.  Hinzu kommt eine Vielzahl von Ursachen, die im privaten Umfeld für Stress, Sorgen und psychologisches Unwohlsein führen und sich negativ auf die Belastbarkeit und Motivation im Berufs- und Privatleben auswirken.

Innerlich gekündigt
Neueste Studien zeichnen ein trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland mit weitreichenden Folgen. 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift, 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren, 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt, 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund, 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Verheerende Folgen
Weniger Motivation, ein geringeres Engagement, weniger Belastbarkeit, mehr Stress, weniger Leistungsfähigkeit, häufigere und längere Krankmeldungen, eine höhere Fluktuation und ein schlechtes Betriebsklima – die kurz- und mittelfristigen Folgen für fehlendes Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind für jeden einzelnen Mitarbeiter gravierend. Langfristig spürt auch das Unternehmen deutlich die Folgen: Weniger Effizienz, schlechtere Projektergebnisse und weniger Innovation können für einen geringeren wirtschaftlichen Erfolg und eine schlechtere Marktposition sorgen. Wenn eine hohe Unzufriedenheit herrscht, leidet darüber hinaus oftmals der Ruf eines Unternehmens, wodurch  es für das Unternehmen zunehmend schwieriger werden kann, neue Positionen zu besetzen. 

Kostenloses Obst reicht nicht aus
Gute Projektergebnisse, Innovation und Erfolg hängen maßgeblich von der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter ab, das ist längst kein Geheimnis mehr. Und so wundert es nicht, dass viele Unternehmen mit unterschiedlichsten Mitteln auf die oben beschriebene Problematik reagieren: Kostenloses Obst, vergünstigte Mitgliedschaft im Sportstudio oder andere Gesundheits-Goodies auf der einen Seite, höhenverstellbare Schreibtische, modernste Smartphones und Zweitbildschirme auf der anderen Seite. Umstrukturierungen, das Formulieren einer Vision und Mission des Unternehmens, die Beschäftigung mit Unternehmenswerten sowie neue PR- und Marketingmaßnahmen nach innen und außen werden ebenfalls im Kampf gegen Unwohlsein eingesetzt. Im besten Falle dürfen sich Mitarbeiter auf flexiblere Arbeitszeiten oder höhere Boni und Gehälter freuen. Dies alles kann die  (Arbeitsplatz)-Zufriedenheit steigern, an den Kern der Sache für mangelndes Wohlbefinden gelangen sie jedoch meist nicht. 

Psychologisches Wohlbefinden
Die Zusammenhänge zwischen dem Wohlbefinden der Mitarbeiter und dem Erfolg eines Unternehmens werden seit einigen Jahren intensiv erforscht. Wichtigste Erkenntnis: Während viele Unternehmen sich in erster Linie um die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens bemühen, kann nur die Steigerung des psychologischen Wohlbefindens langfristige Zufriedenheit schaffen.
Worin unterscheidet sich aber das eine vom anderen?
Subjektives Wohlbefinden beschreibt die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen wie die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, Familienverhältnisse, Partnerschaft, Freunde, Einkommen, Beruf und Arbeitsplatz, Gesundheit etc. Es geht um das Vorhandensein positiver Emotionen und Stimmungen bzw. die Abwesenheit negativer Stimmungen.
Subjektives Wohlbefinden findet aber keine Antworten darauf wie viel Sinn der Mensch in seinem Leben und seinen Tätigkeiten findet, wie viel er sich selbst zutraut, in welchem Maß er sich selbst achtet, wie wohl er sich in Familie-, Freundes- und Kollegenkreis fühlt und wie zufrieden er mit sich und seiner persönlichen Entwicklung ist.
Psychologisches Wohlbefinden entsteht, wenn Menschen ihr eigenes Potenzial voll ausschöpfen, ihrer eigenen wahren Natur nachgehen, sich selbst realisieren und persönlich wachsen können. Wenn das, was sie (am Arbeitsplatz) tun für sie wertvoll und in Übereinstimmung mit ihrem wahren Selbst ist.
Dabei gibt es sechs Faktoren für psychologisches Wohlbefinden: Freiheit, Sicherheit, Sinn, Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung.

Freiheit-Sicherheit-Sinn
Freiheit bzw. Autonomie, Sicherheit und Sinn zählen zu den drei psychischen Grundbedürfnissen. Daher gilt es als besonders wichtig, Spannungen in den eigenen Lebens- und Arbeitsbereichen zu entdecken und gegebenenfalls wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Denn nur dann kann man zufrieden und glücklich sein. Diese sogenannte Selbstaktualisierung kann mithilfe eines Coachings gelingen – außerhalb eines professionell angeleiteten Trainings kann man sich zunächst selbst Fragen stellen wie „Kenne ich meine Bedürfnisse?“ oder „Stimmt es so wie es ist?“

Freiheit / Autonomie
Freiheit schafft Wohlbefinden. Was genau bedeutet das im Arbeitsumfeld?
Neben Entscheidungsfreiheit spielen Entfaltungs-und Gestaltungsfreiheit sowie Meinungsfreiheit eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter von seinem Vorgesetzen keine Verantwortung übertragen bekommt, obwohl er dies gerne möchte, wenn er Dinge nicht selbst entscheiden darf, obwohl sie in seinen Kompetenzbereich fallen, dann entsteht schnell das Gefühl, dass sein Chef ihm weder vertraut noch für fähig hält. Dies wiederum führt zu Unzufrieden und Unwohlsein, im schlimmsten Fall sogar zu Wut. Ein Mitarbeiter hingegen, dem etwas zugetraut wird, der wächst oftmals über sich hinaus und ist hoch motiviert.
Im Bereich der Meinungsfreiheit gilt es, sich darauf zu besinnen, dass Skeptiker, die gerne mal als Nörgler oder Miesepeter bezeichnet werden, in Wirklichkeit wichtige Qualitätssicherer sind. Stärken trainieren und Potenziale entfalten – Das ist das wichtigste Credo im Bereich Gestaltungs- und Entfaltungsfreiheit. Denn nur dann können verborgene Talente und Fähigkeiten entdeckt und bestmöglich für das Unternehmen eingesetzt werden. Ein weiterer Tipp für Führungskräfte: Lassen Sie Kreativität und andere Vorgehensweisen zu – nur weil ein Mitarbeiter etwas anders macht, als Sie es tun würden, heißt es nicht, dass es schlechter ist.

Sicherheit
Positive Beziehungen geben Sicherheit. Empfindet ein Mitarbeiter die Beziehungen zu Vorgesetzten und Kollegen nicht als positiv, entsteht schnell Missmut, Unsicherheit und Angst. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, positive soziale und emotionale Beziehungen im Team aufzubauen und eine Kultur zu entwickeln, in der man sich gesehen, verstanden und geborgen fühlt.
Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter keine Angst davor hat, einen Fehler zu machen, weil er weiß, dass der Vorgesetzte mit ihm problemlösend und verständnisvoll darüber sprechen wird, wird couragierter und letztlich innovativer denken und arbeiten. Wer hingegen fürchten muss auf Unverständnis, Beschimpfungen und Abwertungen à la „Habe ich mir doch gleich gedacht, dass Sie das nicht hinbekommen“ zu stoßen, der steht unter Stress und Druck, was letztlich zu weniger Motivation und Belastbarkeit führen kann.

Sinn
Nicht jeder muss in seinem Job die Welt retten oder die Meere von Plastik befreien – und dennoch sehnen wir uns alle nach Sinn. Dabei beginnt Sinn mit Verstehen und Identifikation. Unternehmen, denen es gelingt, nicht nur die Philosophie als Ganzes, sondern auch die Sinnhaftigkeit jedweder Tätigkeit plausibel zu machen, darf sich auf zufriedene Mitarbeiter freuen. Umgedreht ist es kein Wunder, wenn Mitarbeiter sich fragen, ob der Job noch Sinn für sie macht, wenn in der Chefetage immer wieder Entscheidungen getroffen werden, die nicht nachvollziehbar sind.
Beispiel: Ein Mitarbeiter hat mit Hochdruck an einem Projekt gearbeitet und dabei nicht nur viel Herzblut, sondern auch Zeit in Form von etlichen Überstunden investiert. Kurz vor Projektabschluss erhält er die Information, dass das Projekt gecancelt wurde. Weil eine Begründung fehlt, der Mitarbeiter keinen Sinn in dieser Entscheidung sieht und dies bereits zum wiederholten Male so passiert, entscheidet sich der Mitarbeiter traurig und frustriert ab sofort für Dienst nach Vorschrift.

Selbstregulation
Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung zählen zu den weiteren Faktoren für psychologisches Wohlbefinden. Sie helfen bei der Beantwortung der Frage: „Was kann ich tun bzw. was muss ich verändern, damit ich mich (wieder) wohlfühle?“

Selbstakzeptanz
Selbstakzeptanz ist eine wichtige Voraussetzung, um mit anderen gut umgehen zu wollen und zu können – das gilt für das Privatleben ebenso wie für das Verhalten im Job. Dabei hilft es, seine Stärken zu kennen und alte Verletzungen und Themen aufzuarbeiten, um ganz im Hier und Jetzt zu sein. Selbstakzeptanz schafft Wohlbefinden auch im Job: Wer mit sich selbst zufrieden ist, geht unvoreingenommener auf andere zu und hat den Kopf frei für anspruchsvolle berufliche Herausforderungen.

Persönliches Wachstum
Es ist uns Menschen in die Wiege gelegt, dass wir Neues lernen wollen. Vorausgesetzt die Bedingungen und Anforderungen entsprechen unseren Vorstellungen. Unternehmen sei es daher ans Herz gelegt, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter an neuen Herausforderungen wachsen können. So dass sie selbst Verantwortung übernehmen, bewusst Entscheidungen treffen, nach neuen Stärken streben und Visionen entwickeln wollen. Weitere Vorteile eines Coachings im Bereich Persönlichkeitsentwicklung: Wer seinen Charakter weiterentwickelt wird resilienter gegenüber widrigen Umständen und schwierigen Herausforderungen, kann Ziele besser formulieren und umsetzen, wird mutiger Verantwortung übernehmen und mit mehr Zuversicht neue Aufgaben angehen.

Umweltbewältigung
Mit dem Verhalten anderer besser umgehen lernen, Kollegen und deren Meinung zu akzeptieren, ohne es immer verstehen zu müssen und erkennen, dass die eigenen Werte nicht zwingend die Werte anderer sind. Der sechste Faktor psychologischen Wohlbefindens hat auf die Zusammenarbeit im Team einen besonders großen Einfluss. Im Coaching geht es oftmals um Selbstregulation, die Förderung von Empathie und darum negative Glaubenssätze aufzulösen und in positive Affirmationen umzuwandeln. Dinge, die für mehr Wohlbefinden des Einzelnen und der Gruppe sorgen.

Zufriedenheit macht belastbarer
Zufriedene Mitarbeiter sind nachweislich kreativer, lösungsorientierter und motivierter. Sie sind belastbarer, engagierter, leistungsfähiger, sozialer, empathischer und gesünder! Wem es gelingt, diese neuesten Erkenntnisse verschiedener Wissenschaften anzuwenden, darf sich auf eine Positivspirale freuen – beruflich und privat!

Erfolg braucht motivierte Mitarbeiter
„Ich kann mich jetzt nicht auch noch um die Psyche meiner Mitarbeiter kümmern – wo soll ich da anfangen – wo soll das enden?“ So oder so ähnlich mag manch ein Geschäftsführer früher gedacht haben. Inzwischen ist das Bewusstsein in einem Großteil der Chefetagen längst anders. Mitarbeiterzufriedenheit wird als das verstanden, was es ist – ein Wettbewerbsvorteil und eine gute Investition in die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens.
Coaching wird dabei als wirksames Instrument geschätzt: Aktuellen Befragungen zufolge investieren rund 70 Prozent aller Unternehmen mit einer Größe über 50 Mitarbeiter in Coaching. Während in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Geschäftsführer und leitende Angestellte in den Genuss kamen, sind seit einigen Jahren auch Mitarbeitercoachings-, Trainings und Workshops auf dem Vormarsch.

„Durch Mitarbeiter-Coaching, ist es uns gelungen,
eine bessere Generationenverbindende Kommunikations- und Unternehmenskultur aufzubauen.“
Andreas R., 56, Unternehmer

„Wir haben im Rahmen der Digitalisierung erstmals auf umfangreiche Mitarbeitercoachings gesetzt und sind überwältigt von den Ergebnissen!“
Nicole H., 47, Personalleiterin


Trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland

  • 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift!
  • 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren!
  • 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt!
  • 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund!
  • 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Zufriedene Mitarbeiter sind …

  • engagierter & motivierter
  • kreativer & lösungsorientierter
  • belastbarer & leistungsfähiger
  • sozialer & empathischer
  • gesünder & aktiver

 

Coaching
Während der Begriff des Coachings früher als Methode verstanden wurde, um in Krisen besser zu agieren und um Menschen gezielt weiterzuentwickeln, um erfolgreicher und produktiver zu werden und dadurch ihre Ziele besser zu erreichen, wird Coaching heute viel weiter gefasst.
Coaching lässt wachsen und reifen, verbindet und erweitert, sorgt für Erkenntnisse und bewusste Veränderung. Dabei kann es um eine fachliche oder persönliche Weiterentwicklung gehen. Im Coachingprozess können Ziele und Herzenswünsche entwickelt werden – dies ist aber keine zwingende Voraussetzung.
Es gibt zahlreiche Coachingansätze, die auf unterschiedlichsten Erkenntnissen der Psychologie, der Glücksforschung, der Sozialforschung und der Pädagogik beruhen.

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Zuerst erschienen in TOP Magazin Koblenz.

Bildquelle: ©Wavebreakmedia/depositphotos.com

Auf Werte bauen!

Auf Werte bauen!

INTERVIEW mit Dipl. Kfm. Klaus Rohletter – Vorstandsvorsitzender der Albert Weil Gruppe

„Erfolg ist kein Zufall“. Diesem Anspruch stellen sich der Unternehmer Klaus Rohletter und seine Mitarbeiter täglich mit dem Ziel, individuelle Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche der Kunden zu erkennen und jedes Bauvorhaben und jedes Projekt mit hoher Wichtigkeit und gleicher Sorgfalt anzugehen.

Wie dies so erfolgreich gelingt, verrät Herr Rohletter in diesem spannenden Interview, das Petra Lahnstein im Zuge der Arbeit an der neuen Unternehmensbroschüre mit ihm führte.

REDAKTION
„Auf Werte bauen!“ – Sie haben sich vor einiger Zeit entschieden, Ihren Unternehmensslogan zu verändern. Was war der Hintergrund dabei? 

ROHLETTER
Mit unserer Bauunternehmung verbinden wir nicht nur den Arbeitgeber, sondern auch bestimmte Werte bzw. Vorstellungen, die unser tägliches Miteinander prägen. Wir wollten diese gerne in Worte fassen und in Ruhe über unsere Unternehmenswerte sprechen – das war eine bewusste Entscheidung, die wir für uns getroffen hatten. 

REDAKTION
Unternehmenswerte fallen ja nicht einfach vom Himmel. Wie wurden die Unternehmenswerte entwickelt? Wer war beteiligt? Welche Ergebnisse gab es? 

ROHLETTER
Wir haben eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeitern der verschiedenen Unternehmensbereiche ins Leben gerufen – von der Baustelle bis zur Verwaltung. Die Impulse und der eigentliche Prozess liefen in unserem Haus ab und wurden durch einen externen projektverantwortlichen Coach unterstützt. Zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus allen Unternehmenseinheiten, unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlich langjähriger Firmenzugehörigkeit, haben in mehreren Treffen fünf Werte- Paare formuliert: Tradition und Innovation, Qualität und Anspruch, Verantwortung und Nachhaltigkeit, Respekt und Miteinander. In einem letzten Schritt haben wir alle Mitarbeiter in den Prozess involviert und wollten wissen, was genau sie unter diesen Wertepaaren verstehen bzw. wie diese aus ihrer Sicht gelebt werden oder gelebt werden sollten. Zusammengefasst haben wir das Resultat unserer gemeinsamen Arbeit in einem gesonderten Wertepapier. Unser neuer Leitspruch „Auf Werte bauen“ ist ein weiteres Ergebnis dieses Prozesses. 

REDAKTION
Wie gelingt es Ihnen, dass Unternehmenswerte nicht nur definiert werden und gerahmt an der Wand hängen, sondern tatsächlich gelebt werden? 

ROHLETTER
Gelebt werden unsere Werte ja nicht erst seit dem Projekt. Vielmehr sind es Vorstellungen, die unsere Mitarbeiter teilen und in der Grundidee bereits seit 70 Jahren, seit der Gründung durch Herrn Albert Weil, gewachsen sind. Wir verstellen uns an dieser Stelle nicht und es ist auch kein Gesetz, sondern ein Verhalten, das vorgelebt wird. Es ist aber sehr schön zu sehen, dass diese Werte gerne geteilt und an neue Kolleginnen und Kollegen weitergegeben werden. Denn am Ende sind und bleiben es unsere Mitarbeiter, die die Werte zum Leben erwecken. 

REDAKTION
Können Sie hierzu ein Beispiel benennen? 

ROHLETTER
Es gab vor kurzem einen Brandfall in der Familie eines Mitarbeiters: ein Auszubildender und seine Familie waren durch dieses Unglück sehr betroffen und sobald dies im Kollegenkreis bekannt war, kam zum einem der vorgesetzte Polier des Azubis auf die Geschäftsleitung zu und zum anderen haben sich auch die Mitarbeiter unabhängig davon überlegt, wie sie die Familie unterstützen können. Das sind für mich gelebte Werte! 

REDAKTION
Zeigt das nicht auch, dass Ihr Unternehmen bis heute ein Familienunternehmen ist, in dem sich die Mitarbeiter wie in einer Familie unterstützen? 

ROHLETTER
Absolut! Dass wir – trotz unserer dynamischen Unternehmensentwicklung – weiterhin ein familiär geprägtes Arbeitsklima pflegen, darauf sind wir sehr stolz. Jeder Mitarbeiter und auch dessen Familie, ist uns wichtig. Und als Familie steht man zusammen und versucht, sich auch in herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Ganz gleich, ob es dienstliche oder private Themen sind: Wir haben stets ein offenes Ohr für die Belange, die unsere Mitarbeiter an uns herantragen. Nicht, weil wir es „müssen“, sondern weil es uns am Herzen liegt und wir es MÖCHTEN. Was wir tun können, bieten wir an. Wir unterstützen, wo es nötig ist. 

REDAKTION
Ihr guter Ruf als soziales und engagiertes Unternehmen eilt Ihnen seit Jahren voraus. Müssen Sie sich über Mitarbeiterwohlbefinden und Kulturwandel im Rahmen der Digitalisierung überhaupt Gedanken machen? 

ROHLETTER
Auch das ist eine gute Frage! Aber ja, natürlich wollen und müssen wir das. Die Pflege der Unternehmenskultur ist – genau wie die Digitalisierung an sich – eine dauerhafte Herausforderung, die gepflegt und für die immer wieder sensibilisiert werden muss. Es ist eine Verpflichtung, diese auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Dazu gehören neben den Unternehmenswerten auch eine offene und ehrliche Kommunikation – innerhalb des Unternehmens, aber auch nach außen. Auch und gerade dann, wenn es schwierig wird oder Herausforderungen bestehen. 

REDAKTION
Die eigenen Werte zu kennen, hilft bekanntlich dabei, bessere Entscheidungen zu treffen. Nutzen Sie dies für unternehmerische Entscheidungen? 

ROHLETTER
Natürlich. Unsere Wertevorstellungen sind gewissermaßen unser Kompass, der unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Seine Werte zu kennen und diese vor Augen zu haben, ist aus meiner Sicht definitiv ein Gewinn. 

REDAKTION
Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem Sie sich aufgrund Ihrer Unternehmenswerte gegen ein Projekt oder gegen einen Auftrag entschieden haben?

ROHLETTER
Das ist noch gar nicht so lange her, da haben wir in unserem Strategischen Dialog mit dem Vorstand beschlossen, einen Großauftrag abzulehnen, der rund 300 Kilometer von unserem Standort entfernt war, weil wir nicht dazu bereit sind, dass unsere Mitarbeiter nach Feierabend nicht wieder zuhause bei ihren Familien sein können. Ein Punkt, der uns aber sehr wichtig ist und in dem Werte-Paar Verantwortung & Nachhaltigkeit Ausdruck findet. 

REDAKTION 
Welche anderen Entscheidungen oder Handlungen sind beispielhaft für gelebte Unternehmenswerte? 

ROHLETTER
Bei uns stehen die Mitarbeiter im Fokus. Jeder Einzelne – vom Azubi bis zum Vorstandskollegen – wird wertgeschätzt und ernst genommen. Jede Idee zählt! Vor einiger Zeit hatte ein Polier eine Idee, die er an uns herangetragen hat. Wir haben das gerne geprüft. Was könnte wertvoller sein als Input und Feedback unserer Mitarbeiter? Bei der Prüfung haben wir festgestellt, dass das vielmehr war als nur eine kleine Idee, im Grunde genommen war es eine richtige Erfindung. Wir haben uns dann im Team zusammengesetzt und überlegt: Was können wir daraus machen und wie können wir es im Unternehmen und im Sinne der Mitarbeiter einsetzen? Eine Haltung und Vorgehensweise, die für gelebte Innovation steht! 

REDAKTION
Gibt es weitere, zukunftsgerichtete Entscheidungen, die auf Ihren Unternehmenswerten basieren? 

ROHLETTER
Ein Beispiel möchte ich noch nennen – und das hebt uns als Familienunternehmen vielleicht von großen Konzernen ab. In einem mittelständischen, inhabergeführten Unternehmen, unterliegen wir nicht dem Druck zu einem Zeitpunkt X ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, als Vorstand dafür zu sorgen, dass man dauerhaft gute Ergebnisse und Erfolg ermöglicht. Daher denken wir nicht in Jahreszielen, sondern langfristig – über ein Jahrzehnt oder länger. Da muss man auch einmal den Mut und Vertrauen haben, neue, ungewohnte und große Entscheidungen zu treffen. Solch ein strategischer Schritt für die nächsten Jahrzehnte war zum Beispiel der Erwerb des Kieswerks in Niederzeuzheim. Es ist das erste Mal, dass die Bauunternehmung ein eigenes Kieswerk erworben hat – aber es ist nicht zuletzt eine Antwort auf die Frage, wie das Unternehmen auch in den nächsten Jahrzehnten ein zukunftssicherer Arbeitgeber in der Region bleiben kann. 

REDAKTION
Welche Werte liegen Ihnen privat besonders am Herzen? Und was tun Sie, um diese leben zu können? 

ROHLETTER
Respekt und Miteinander zählen – neben vielen weiteren – zu den Werten, die mir besonders wichtig sind. Meinem Gegenüber mit Respekt und Anstand zu begegnen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Mein Verständnis von Wertschätzung ist, zunächst anderen Menschen für deren Engagement und Leistung entgegenzubringen, bevor ich Wertschätzung für mein eigenes Handeln reklamiere. 

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Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

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